Das Gefühl der Angst

Ängste lösen im menschlichen Körper physiologische Reaktionen aus, die uns – aus evolutionärer Sicht – das Überleben sichern sollen. Das Gefühl der Angst warnt den Menschen vor gefährlichen Situationen und macht ihn kampf- oder fluchtbereit. Die Aufmerksamkeit wird gesteigert, alle Sinne schärfen sich, Blutdruck und Herzfrequenz werden erhöht und die Reaktionsgeschwindigkeit verbessert sich. Diese körperlichen Symptome sind auch in Prüfungssituationen meist vorhanden und in einem gewissen Rahmen auch nützlich und notwendig. Denn durch die Angst wird der Mensch auf die ihm bevorstehende Aufgabe vorbereitet. Angst wirkt somit leistungssteigernd.
Der Mensch muss sich sein ganzes Leben über immer wieder Prüfungssituationen stellen. Besonders in der Phase zwischen dem 16. und 30. Lebensjahr treten vermehrt Prüfungen im Zusammenhang mit Schule, Ausbildung, Studium, Bewerbungsgesprächen und Berufseinstiegen auf. Viele Menschen werden in diesen Situationen von Prüfungsängsten begleitet.
Häufig kehrt sich die angemessene, leistungsfördernde Angst vor der Prüfung in einen von Überreaktionen geprägten, kaum noch leistungsfähigen Zustand um. Solche Angstzustände wirken sich auf den gesamten Organismus aus und äußern sich in Konzentrationsschwäche, Gereiztheit, innerer Unruhe und Selbstzweifeln. Auch körperliche Symptome wie Schlafstörungen, Appetitlosigkeit oder Heißhunger, Müdigkeit und Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen oder Verdauungsproblemen treten häufig auf. Die Angst vor der Prüfung kann kurz vor oder während der Prüfung einsetzen, sie kann jedoch auch lange vor der Prüfung – zum Beispiel bei Bekannt werden des Termins oder in der Vorbereitungsphase – auftreten. Resignation, Hoffnungslosigkeit und Frustration können die Folge sein. Prüfungsangst kann den Menschen durchaus krank machen und die Lebensqualität einschränken, darum sollte sie keinesfalls unterschätzt werden.
Die Angst vor der Prüfung ist meist an eine Versagensangst gekoppelt, da in der heutigen Gesellschaft Leistung und Erfolg einen immensen Stellenwert erlangt haben. Auch schlechte Erfahrungen mit früheren Prüfungen - wie zum Beispiel ungerechte Prüfer – und negative Reaktionen der Umwelt auf das Versagen steigern die Angst vor weiteren Prüfungen enorm.
Als Mittel gegen Prüfungsängste haben sich vor allem Entspannungsverfahren als hilfreich hervorgetan. Zudem erweist es sich als dienlich, Katastrophen zu Ende zu phantasieren, um zu Erkennen, dass sich die Welt bei tatsächlichem Versagen nicht aufhören wird zu drehen. Realistische Ziele, eine gute Vorbereitung und eine positive Einstellung lassen Betroffene den Weg aus der Prüfungsangst finden.

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